Gladius (Waffe)
Zwei Klingen vom Typ Mainz, Oben Fulham, unten Sisak
Der Gladius (Mehrzahl: Gladii) ist ein römisches Kurzschwert. Er soll ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. aus einem Schwerttyp der iberischen Keltiberer entwickelt worden sein und war in Variationen bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. die Standardwaffe der Infanterie der römischen Armee. Spezifiziert zwischen Gladius und Spatha wurde im römischen Reich nicht, da Gladius einfach nur Schwert bedeutet und dieser Terminus nicht exklusiv für das Kurzschwert der Legionäre benutzt wurde.
Beschreibung und Verwendung
Man unterscheidet hauptsächlich den Typ Mainz, den Typ Hispanicum und einen späteren Typ Pompeji, der seit dem 1. Jhr. in Gebrauch war. Weitere Varianten, wenn auch ohne namensgebenden Fundort, sind bekannt.
Die eiserne Klinge ist etwa 50 - 56 cm lang, ca. 8 cm breit und beidseitig geschliffen. Beim Typ Mainz verjüngt sich die Klinge zunächst, um vor der Spitze wieder breiter zu werden, das Gewicht beträgt zwischen 1.200 und 1.600 Gramm. Beim Typ Pompeji verläuft die Klinge gerade, was fertigungstechnisch einfacher ist, das Gewicht beträgt ca. 1.000 Gramm. Bei diesem Schwert handelt es sich wahrscheinlich um eine vereinfachte Form, die billiger herzustellen, aber dem traditionellen Gladius an Durchschlagskraft deutlich unterlegen war und womöglich vor allem an Auxiliarsoldaten ausgegeben wurde. Der Typ Hispanicum schließlich wird erst breiter, wobei die Kante an sich aber gerade ist. Am Ende ist eine Spitze wie beim Typ Pompeji und beim Typ Mainz.
Der Gladius wurde von den Mannschaften auf der rechten Seite getragen, dies erfordert mehr Übung beim Ziehen des Schwertes, es besteht aber keine Kollisionsgefahr mit dem schweren Schild der Mannschaften. Centurionen trugen den Gladius meist auf der linken Seite.
Verzierte Schwertscheide. Sogenanntes "Schwert des Tiberius". Carnuntum
Der Griff war zwar mit einem Schutz versehen, doch sollte dieser nicht wie eine Parierstange wirken, sondern nur verhindern, dass die Schwerthand auf die Klinge rutscht, wenn mit dem Gladius ein kräftiger Stich ausgeführt wird. Die Scheide bestand aus lederbezogenem Holz mit Metallbeschlägen.
Ab dem ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. wurde der kurze Gladius zunehmend durch ein Langschwert, die Spatha, abgelöst. Diese Entwicklung fand im 4. Jahrhundert ihren Abschluss.
Einsatz und Wirkungsweise
Der Gladius war die ideale Nahkampfwaffe in engen Infanterieformationen, wie die Römer sie verwendeten. Im dichten Kampfgetümmel der Infanterie, die sowohl durch ihre enge Geschlossenheit als auch den Massendruck der nachdrängenden Glieder wirkte und nach vorn durch die großen Schilde (Scutum) geschützt war, wirkte sich die geringe Länge des Schwertes positiv aus und verschaffte dem Legionär trotz der drangvollen Enge einen Vorteil. Er konnte auch im dichtesten Kampfgewühl seine Waffe noch gebrauchen (vor allem stechend), ohne seine Deckung fallen zu lassen, während Besitzer längerer Schwerter diese unter diesen Bedingungen kaum einsetzen konnten. Dabei eignete sich der Gladius sowohl zum Hieb als auch zum Stich; die blattförmige Klinge des Mainz-Typus besaß ein beträchtliches Gewicht und richtete bei ungeschützten Gegnern verheerenden Schaden an. Funde von Opfern römischer Legionäre, die bei der Erstürmung von Maiden Castle in Britannien gefallen waren, illustrieren das ziemlich deutlich - mehrere aufgefundene Schädel sind durch Gladiushiebe grausam verletzt. Diese Kampftechnik trug ganz wesentlich zur Überlegenheit der römischen Legionen in großen regulären Gefechten bei; allerdings war das kurze Schwert im Einzelnahkampf außerhalb der geschlossenen Formation weniger vorteilhaft, was wohl ein Grund dafür ist, warum die längere Spatha (die schon zuvor von der römischen Reiterei benutzt worden war) im Verlauf des 3. und 4. Jahrhunderts, als der Kleinkrieg an den Grenzen an Bedeutung zunahm und traditionelle Feldschlachten selten geworden waren, an Bedeutung gewann.